ENERGIEAUTARKIE IN DER EU

EUROPÄISCHER BRIEF DER EG-CK – EUROPA-GESELLSCHAFT COUDENHOVE-KALERGI von Prof. Dil.Ing. Dr. Günter Getzinger, Technische Universität Graz/Österreich Die EU hat hervorragende topografische, klimatische, technische, ökonomische und organisatorische Voraussetzungen für Energieautarkie. Ein systematischer, verfahrensmäßig stark beschleunigter Ausbau von Photovoltaik und Windenergie könnte zur Energieautarkie (und Klimaneutralität) führen. Allerdings benötigt dies einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten und muss eng abgestimmt werden mit dem ebenfalls im gesamtgesellschaftlichen Interesse zu bevorzugten Ausbau der Stromnetze sowie der Speicher- und Elektrolysekapazitäten, der im Übrigen auch gegen so manchen “Not in my backyard“-Widerstand durchgesetzt werden muss. Energieautonomie und Klimaneutralität kann nur erreicht werden, wenn die meisten Heizungen, fast alle Verkehrsmittel und viele industrielle Prozesse auf den Betrieb mit elektrischem Strom umgestellt werden, bei gleichzeitiger Nutzung aller Effizienzreserven. Ein Teil der industriellen Prozesse wird auch künftig gasförmige Energieträger benötigen. Diese Rolle wird weitestgehend „grüner Wasserstoff“ übernehmen, der mit Strom elektrolytisch gewonnen wird. Wenn die Sonne scheint, der Wind weht und die Wasserkraftwerke auf Hochtouren laufen, werden die Wasserstofflager gefüllt. Natürlich werden auch flüssige E-Fuels, Methan und Biomasse, Methanol und Ammoniak eine gewisse Rolle spielen. Wir schaffen das! Energieautarkie ist machbar, sprich: Importe von Erdöl und Erdgas könnten innerhalb weniger Jahrzehnte beendet werden. Vielleicht werden wir uns von so manchem liebgewonnenen Luxus wie exzessiven Billigflügen oder unnötigen Autofahrten in der Stadt verabschieden müssen. Als „Belohnung“ warten aber zahlreiche positive Effekte: - Die Energieautarkie ist ein unverzichtbarer Teil der Roadmap Richtung Klimaneutralität. - Die bei Industrieunternehmen erforderlichen Investitionen, etwa auch in Forschung und Entwicklung, würden die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort stärken. - Eine Vielzahl hochwertiger, zukunftsfähiger Arbeitsplätze würde geschaffen werden. - Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen würde wachsen. - Die EU und ihre Leitunternehmen würden ihre Wertschöpfungskettenverantwortung ernst nehmen. Die Finanzierung in aus Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsperspektive problematische Staaten und Unternehmen würden versiegen – zumindest zum Teil. Natürlich dürfen die Hürden und Probleme einer radikalen Energiewende nicht unterschätzt werden. Wir erleben steigende Energiepreise, die Boykottunfähigkeit gegenüber einem Kriegsverbrechen verübenden Russland, eine sich zuspitzende Klimakrise und eine substanzielle Inflationsrate. Aber wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit reif für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohl.

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