Weiterentwicklung der Volksliturgie im Messritus der katholischen Kirche


Das Anliegen des österreichischen Begründers der volksliturgischen Bewegung Pius Parsch, das im zweiten Vatikanum einen wahrhaft katholischen weltweiten Niederschlag gefunden hat, war vornehmlich, die Geheimnisse der Messfeier den Gläubigen volksnäher und verständlicher zu vermitteln.

Bei aller Vielfalt und Freiheit in der Messgestaltung der Katholiken hat sich unter den Gläubigen zunehmend eine Verunsicherung über das Verhalten im Kirchenraum und während des Messablaufes bemerkbar gemacht.


Weiters ist die große Ansammlung von Gebetsformeln und die Textauswahl aus der Bibel nach dem heutigen Sprachgebrauch abgehoben, teilweise unverständlich und bedarf dringlich einer Durchforstung sowie Popularisierung. Kritiker sprechen von einer  heutigen ritualistische Perversion der Messliturgie,  einem Absterben im Formalismus. 

Dergestalt seien folgende Vorschläge für Reformen zur Debatte gestellt:

1.       Der Kirchenraum sollte wieder mit einem zentralen Sinnbild der Gottesverehrung  ( Kreuz, Ewiges  Licht, Tabernakel  - letzterer aus ökumenischen Gründen mit Einschränkung, alles ist beim oft noch vorhandenen  Hochaltar gegeben) ausgestattet sein. Damit könnte man sich wieder darauf  ausrichten und die Ehrerbietung mit einer Kopfverbeugung oder Kniebeuge erweisen.

2.       Auch der zelebrierende Priester sollte sich bei  gebetsmeditativen Messeteilen   – es sei  betont nur dann  - nicht  den Gläubigen, sondern  diesem zentralen Ort zuwenden. Die Verinnerlichung  würde damit nicht durch normale oder fehlinterpretierte  menschliche Regungen des Zelebranten gestört.  Die Gläubigen sind üblicherweise ohnedies zentral orientiert.

3.       An der Messfeier sollten möglichst viele Gläubige durch spezielle Aufgaben in den Ablauf eingebunden werden.

4.       Bei der Übergabe von Handlungen zwischen Messaufgabenträger sollte eine klare    Kopfverbeugung  als Gruß zwischen Gleichgestellten erkennbar sein.

5.       Gebete und das Evangelium sollen klar akzentuiert, jedoch nicht in theatralischem Ton deutlich vorgetragen werden, dass die Gläubigen die frohe Botschaft auch verständlich aufnehmen können.

6.       Die Überladung der Messe mit formelhaften Gebeten und im heutigen Gesellschaftsverständnis wenig sinnvollen Formulierungen auch in vielen Messliedern, sollte mit Gebeten unseres heutigen Sprachgebrauchs und mit ebensolchem Gesang ersetzt werden. Auch situative und spontane   Gebetseinschübe wären stärker zu betonen. Vor allem müsste die Gendergerechtigkeit beachtet werden,  denn in allzu vielen Texten ist immer nur von  "Brüdern" die Rede. Auch die Forderung nach  wörtlichen Übersetzungen aus dem Lateinischen ist abzulehnen, da die Urtexte mehrfach  mit allen Gefahren von Fehlern übersetzt wurden.

7.       Besondere Sorgfalt sollte bei der Auswahl der Bibeltexte gepflogen werden, wobei die Interpretation in die heutigen Kulturverhältnisse besonders angelegen erscheint.  Dies trifft in extremer Form auf Texte des Alten Testaments zu.

8.       Dringend wäre auch die Auswahl  der  allzu barocken Messgewänder  zu prüfen und  zumindest  eine modernere Option  zur Auswahl zu stellen.

9.       Der Zelebrant sollte nicht den Eindruck erwecken, dass die Messmitgestalter  ihm nur für einfache Dienste zur Verfügung stehen, was als Relikt aus einer vergangenen  fürstlichen bzw. hofzeremoniellen Epoche angesehen werden kann.  Damit ist gemeint,  dass übliche Handgriffe der Zelebrant selbst vornimmt  und beispielsweise Ministranten  eigenständige Aufgaben erledigen.

10.   Insgesamt sollte das Gesamtmilieu in einer Messe einen freundlichen, auf einander bezogenen und angesichts der heiligen Handlung demütigen Eindruck hervorrufen.  Eine ehrfürchtige und respektvolle Haltung  aller Messteilnehmer erscheint  ein selbstverständlicher Bestandteil  des liturgischen Raumes zu sein. 



 

 

November 2013

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