VALÉRY GISCARD D'ESTAING - en faiseur d'Europe
EUROPÄISCHER BRIEF DER EG-CK – EUROPA GESELLSCHAFT COUDENHOVE-KALERG von Prof. Dr. Jean-Paul Picaper, Vizepräsident von Paneuropa Frankreich und Präsidiumsmitglied von PEI
VALÉRY GISCARD D'ESTAING, vor kurzem verstorben,
hatte darum gebeten, nicht mit dem einem ehemaligen französischen Staatsoberhaupt gebührenden Pomp, sondern privat, in seinem Dorf, aber im eigenen Garten, neben seiner Tochter, die vor ihm verstorben war, begraben zu werden. Die Familie, die Hobbies, das Privatleben galten ihm mehr als das Frankreich der Ehrungen und der Gloria. Das Superhirn Valéry Giscard d'Estaing (2 .Februar 1926 -2. Dezember 2020), der nach der Wiedervereinigung Deutschlands und des Kontinents 1989/90 gesagt hatte, man müsse nun "schneller als die Geschichte" gehen, um Europa zu machen, war das genaue Gegenteil von De Gaulle, dem Halbgott der Franzosen, und auch des erhabenen Jacques Chirac. Er wollte bescheiden, einfach, ehrlich sein. Er wollte nicht beweihräuchert werden. Personenkult war ihm fremd. Er hat darauf bestanden, nahe am Alltag der Franzosen zu sein.
„Giscard“, wie seine Landsleute ihn nannten, hat elementare Dinge begriffen, die der persönlicher Ehrgeiz verbirgt, und darin ähnelte er Adenauer und Kohl, wenn er auch anders als sie war. Er hatte mitbekommen, dass die Geschichte von einem oder zwei Menschen gebastelt wird, die dafür den Spielraum haben und die erkennen, in welche Richtung sich das Rad dreht und wann es der richtige Moment ist, es vorwärts zu treiben. Dazu gehörten für ihn der "Vater Europas", Jean Monnet (1888-1979), und Helmut Schmidt (1918-2015), den er in der Wohnung des ersten "hinter einer Rauchwolke" kennen lernte, wie er lächelnd sagte, weil Schmidt Tabak-süchtig war. Im eigenen Land, mal auf die schwachen Liberalen, mal auf die wenigen Christdemokraten gestützt, wie Monnet von zahlreichen antieuropäischen Gaullisten bekämpft, fand er in dem deutschen „Macher“ Schmidt einen starken Unterstützer. Beide sprachen gut Englisch und waren rationale Köpfe. Sie machten Europa zur politischen Realität, das es heute ist, dieses „Europa zum Anfassen“, wie Helmut Kohl später sagte, nicht das Europa der leeren Worte und der rhetorischen Höhenflüge ohne konkrete Folgen.
Er trat in die Fußstapfen von Richard Coudenhove-Kalergi und von Otto von Habsburg, als er die erste direkte Volkswahl des Europäischen Parlaments im Jahr 1979 durchsetzte, die die europäische Souveränität über die Nationen hinaus untermauerte, aber auch durch die Schaffung des Europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs, die wir ihm verdanken, weil er sah, dass Europa eine Exekutive fehlte und dass die Illusion, die Europäische Union durch die Abschaffung der Nationalstaaten zu bilden, utopisch, einfältig und überholt war. Diese Meinung teilte offensichtlich der 1979 gewählte EU-Abgeordnete Otto von Habsburg, der sich so aktiv und leidenschaftlich für die Freiheit und Selbstbestimmung der Staaten Mittel- und Osteuropas einsetzte.
Giscard und Schmidt verdanken wir vor allem das, was heute der Kitt ist, der Europa zusammenhält, nämlich die Wirtschafts- und Währungsunion, symbolisiert durch den Euro. Gemeinsam vollbrachten sie 1978 das arithmetische Kunststück, die Schwankungen der Wechselkurse, den "Währungskrieg", dieses Gift für die Wirtschaft und die Union, zu reduzieren und zu stabilisieren, indem sie als Bezug eine virtuelle Währung, den Ecu, schufen, der unter Kohl und Mitterrand zum Euro werden sollte, und einen gemeinsamen Fonds der Zentralbanken, die Keimzelle zur Europäischen Zentralbank, zusammenstellten.
Die anderen europäischen Mitgliedsstaaten schlossen sich diesem deutsch-französischen Projekt an, mit Ausnahme Großbritanniens, das Jean Monnet in die EWG geholt hatte. Brüssel hat diesem britischen Abenteuer gerade einen Schlusspunkt gesetzt. Schließlich war Giscard der Urheber des Lissaboner Vertrags als Ersatz im Jahre 2009 der 2005 gescheiterten Europäischen Verfassungsvertrags, den er entworfen hatte.
In den Jahren 1978-79 verwandelte sich in den Umfragen in Frankreich die Angst vor Deutschland in Bewunderung und die Bundesrepublik Deutschland wurde in den Augen der Franzosen zum besten Verbündeten Frankreichs. Viele wollten sogar eine gemeinsame deutsch-französische Regierung von Europa. Was für einen großartigen Erfolg eines Mannes, der in Koblenz als Sohn eines französischen Besatzers geboren worden war, und der sich mit 18 Jahren bei der Armee freiwillig verpflichtete, um Paris von den deutschen Besatzern zu befreien!
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