INTRERRELIGIÖSES EUROPA – EINE WERTEGRUNDLAGE
Johannes Jörgensen, schwedischer Theologe und Projektmanager für den EU-Sozialfond für di Europäischen Briefe
In der Europäischen Union treffen zahlreiche unterschiedliche Kulturen und Religionen aufeinander. Wie meistern wir die Herausforderung in dieser Vielfalt das Gemeinsame zu leben?
Ich gehe von meinen eigenen Arbeitserfahrungen mit einem interreligiösen Team im schwedischen Malmö aus, einer Stadt mit 350.000 Einwohner, von denen fast die Hälfte ausländische Wurzeln aufweisen. Viele davon haben muslimischen Hintergrund.
Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit erfolgt in Schulen mit vielen muslimischen Kindern. Bibel und Koran benutzten wir als Ausgangspunkt. Das Projektteam ist religiös weitgehend gleichstark zusammengesetzt. Unser Ziel war nicht so sehr die Religionen zu vergleichen, sondern aus den unterschiedlichen Traditionen die moralische Botschaft herauszufiltern. So wurde die Mekka Wallfahrt angesprochen, bei der absolute Gleichheit herrscht, symbolisiert durch die weißen Kleider. Mekka gilt dabei als Freistadt für Verfolgte. Dies führte zur Frage, trifft dies auch auf den schulischen Alltag zu?
Die nahe Zusammenarbeit im Projektteam bot die Chance, sehr deutlich das Gemeinsame und Unterschiedliche von Kulturen und Religionen zu erfahren. So zeigte sich beispielsweise als wichtige Erkenntnis, dass einheitlich für die beteiligten Religionen gilt, sich für Gerechtigkeit und Solidarität mit den Armen einzusetzen. Deutlich ergab sich auch der Unterschied, dass für die Muslime Gottes Wort aus dem Koran stammt, während für die Christen Gottes Wort in erster Linie Jesus Christus als Person ist.
Diese resultierende gemeinsame Wertegrundlage ist somit für ein harmonisches gesellschaftliches Zusammenleben mit dem Ziel einer gerechten und solidarischen Gesellschaft von höchster Bedeutung.
Hierbei erweist sich die Religionsvielfalt als Inspiration. Die Rolle unserer Religionen ist inspirierend, kritisierend und wegeweisend - Inspiration: mit göttlicher Kraft zueinander zu finden und einander zu respektieren. Kritik: es ergeben sich Einsichten für interne und externe Kritiken gegen Tendenzen von Fundamentalismus und Fanatismus. Solche zerstörerische Kräfte existieren in vielen menschlichen Zusammenhängen, aber eben auch in religiösen Gemeinschaften. Wegweiser zur angestrebten solidarischen und gerechteren Gesellschaft:
Religionen mit einem gemeinsamen Wertefundament sollten zu einem gemeinsamen Gesellschaftsauftrag führen, bei welchem der Mensch im Mittelpunkt steht und die Solidarität vor allem mit Benachteiligten berücksichtigt. Natürlich sind wir nicht alle gleich, aber wir sehen das Gemeinsame in der Vielfalt. Gemeinsam können wir gegen die Logik der Angst kämpfen, die den Mitmenschen als Gegner sieht.
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