SPRACHE UND RELIGION
Sprechen Sie katholisch - KATHOLISCH UND PROTESTANTISCH
Traditionell ist Schweden protestantisch und Österreich katholisch. Wir folgen dieser Tradition, die Grundmuster stimmen auch bei uns. In einer ueber dreissigjährigen Ehe haben wir uns protestantisch und katholisch gut vertragen., wenn auch schon vor der Eheschliessung der katholische Priester verlangte: die Kinder werden katholisch. Die ökumenische Hochzeit war eine katholische Zeremonie im Beisein des protestantischen Pastors. Heute ist die katholische Amtskirche etwas liberaler.
Gut vertragen heisst, wir hatten kaum im Glauben begruendete oder refigionswissenschaftliche Auseinander-setzungen .. Und doch stösst die vollkommene Harmonie trotz beidseitiger Beherrschnung von Deutsch und Schwedisch an Grenzen. Oft kommt der Vorwurf der katholischen Doppelmoral mit vielen Deutungsmöglichkeiten. Der Gegenvorwurf lautet: protestantischer Puritanismus mit versuchter Millimetergerechtigkeit.
Die schwedische Journalistin Emily von Sydow geht auf solche Problemstellungen ein und analysiert die Wechselwirkung von Sprache und Religion im europäischen Umfeld.
Sie empfiehlt, daß Nordländer mit Interesse fuer Suedeuropa nicht nur einen Sprachkurs, sondern auch einen Katholischkurs belegen. Umgekehrt sollten Suedländer nicht nur beispielsweise Schwedisch sondern auch die protestantische Religion studieren. Der Kulturschock wird so in Grenzen gehalten. In der heutigen Welt hat die Religion oft anderen Lebensfilosofien Platz machen muessen. Politische Ideologien sind einander näher gekommen, protestantische und katholische Grundwerte sind jedoch unverändert unterschiedlich. Die Ursachen fuer heutige Konflikte in Europa sind immer weniger politische Differenzen sondern möglicherweise unterschiedliche Beurteilungen katholisch bzw.protestantisch geprägter Politiker.
KONFLIKTFREUDIG
Die katholische Welt ist viel konfliktfeudiger als die protestantische. Die vorherrschende katholische Meinung isti ein Konflikt soll ausgetragen werden und fuelul dann leichter zu Lösungen. Es handelt sich urn eine intelektuelle Betrachtungsweise mit Thesen und Antithesen. Die Lösungen ergeben sich oft aus wilden Diskussionen. Fuer Protestanten werden solche Diskussionen als Streit empfunden. Protestanten halten sich an Vorbilder. Sie wollen nicht aus der Reihe tanzen.
SPRACHINHALT UND SPRACHFORM
Bei den Katholiken siegt die sprachliche Formulierung, während bei Protestanten der Inhalt entscheidend ist. In einem Konflikt ist oft die Sprache das einzige Lösungsmittel, sodass ihre perfekte Beherrschung unendlich wichtig erscheint. Traditionell sprechen Katholiken komplizierter und umständlicher als Protestanten, die ueblicherweise direkt zum Punkt kommen. Sie sprechen einfach und kurz. Dadurch wird allerdings das Kommunizieren erschwert. Die kurzgefasste Präsentation gilt in Nordeuropa als Tugend und Beweis fuer sachliche Korrektheit. Die Katholiken sehen darin einsilbige Unbeholfenheit. Eine Botschaft, die duerftig verpackt ist, kann nicht vi81 Wertvolles beinhalten. Der Katholik hält den Zuhörer in Spannung, um schliesslich "die Katze aus dein Sack" zu lassen. Der Protestant ueberbringt die Botschaft trocken in Ermangelung von Mvstik
BESCHLUESSE UND GESETZE
Protestantische Beschluesse werden relativ schnell gefasst im Wissen, dass sie wieder geändert werden können. Sie treten sofort in Kraft und werden auch befolgt. Die Katholiken brauchen mehr Zeit, um zu einem Entschluss zu kommen, der dann möglichst ewig halten soll. Die Protestanten sehen Bestimmungen als einzuhaltendes Gesetz, während Katholiken darin eher eine Beschreibung eines Idealzustandes sehen. Als simples Exempel sei angeführt, daß die Vorschrift "Hunde an der Leine fuehren" von Protestanten im allgemeinen befolgt wird. hingegen in Suedeuropa als Erinnerung zu werten ist, dass Hunde unter einer gewissen Aufsicht gehalten werden sollen.
INDIVIUALISMUS UND KOLLEKTIVISMUS
Die protestantische Kirche war immer an nationale Grenzen gebunden. Die katholisch& Kirche hingegen versteht sich international mit dem Papst als Oberhaupt. Die Katholiken befinden sich in einer weltweiten Glaubensgerneinschaft Sie haben ein kollektives Verhältnis zu Gott. Die Protestanten andererseits ziehen eine sehr persöhnliche Gottbeziehung vor. Die Europaidee soll deshalb fuer Protestanten schwerer akzeptierbar sein.
OFFENHEIT
Der Druck fuer eine verstärkte Transparenz in der Europäischen Union kommt aus dem Norden. Die katholische Kirche verwaltet viele Geheimnisse, während die Protestanten sich auf die Bibeluebersetzung aus dem 15. Jahrhundert stuetzen. Die Auslegung der Bibel ist den Protestanten weitergehender selbst ueberlassen.
DIFFERENZEN
Die Gefahr besteht daß die Sprache mißverständlich von Katholiken und Protestanten benutzt wird. Gegensatzpaare sind Dezentralisierung und Zentralsteuerung, Mobilität und Umzugsfeindlichkeit, Offenheit und Vertraulichkeit, Hierarchie und Kollegialität, Gleichstellung und Unterschiedlichkeit der Geschlechter mit all seinen Auswirkungen auf das politische und religiöse Leben (Politikerinnen, Priesterinnen).
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