AKADEMIKERBRUFSMORAL
Auf
Grund seiner Ausbildung ist der Akademiker dazu berufen, in Beruf und
Gesellschaft anspruchsvollere Aufgaben, auch meistens mit einer
relativen Selbstständigkeit und auf dem Niveau einer immer wieder
beschworenen Berufsethik auszuführen.
Dass
Sachausbildung wohl zusätzliche Einsichten und damit
Verantwortlichkeiten impliziert, aber nicht unbedingt auch die
Umsetzung im moralischen Bereich bedeutet, beweisen uns die
zahlreichen Skandale, die immer wieder Akademiker als Hauptschuldige
entlarven.
Vertrauen
ist gut, Kontrolle ist besser. Diese Erkenntnis wird oft primär für
die Masse der Berufstätigkeiten angewendet. Die Frage stellt sich:
ist es nicht eine tägliche Erfahrung, dass gerade in Berufen, in
denen die Kontrolle gering ist, der größte Missbrauch getrieben
wird. Und je höherwertiger der Posten im Sinne einer besseren
finanziellen Dotierung, desto größer ist die durch den
Freiheitsraum vorhandene Verlockung die Macht zu missbrauchen und das
Berufsethos zu missachten.
Beispiele:
Richter:
unter dem Deckmantel der Weisungsfreiheit und Neutralität wird nur
eine
ungenügende
Kontrolle zugelassen - mangels Bearbeitung ziehen sich viele
Rechtsfälle endlos
dahin
Professoren:
Fehlleistungen auf Universitäten und Mittelschulen -
Elterninterventionen in
Mittelschulen
sind delikat und nach Schulabschluss fehlt das Interesse; auf Unis
stehen oft
Prüfungserfolge auf dem Spiel; außerdem sind Flexibilität,
Forschungsfreiheit
etc. gängige Argumente gegen Interventionen
Ärzte:
Schlampereien und unglaubliche Wartezeiten in Vorzimmern (meistens
ohne Erklärungen -
funktioniert beispielsweise weitgehend in Schweden)
Beamte:
überkommende Strukturen bei den Funktionen, politische Nominierungen
ohne
echte Aufgaben;
sachlich nicht zu rechtfertigende Gefälligkeitserledigungen;
unzureichende
Ergebniskontrolle;
Wirtschaftsführer:
Unterschlagungen, Bilanzfälschungen,
Wirtschaftstreuhänderkorruptionen
in
steigender Zahl
Auf
Grund zahlreicher Abhängigkeiten sind Kritiken und Reklamationen
problematisch und werden deshalb unterlassen. Übergeordnete
Instanzen verteidigen aus politischen und Machtgründen ihren
Weisungsbereich, wie es besonders deutlich beim Staat ins Auge
sticht.
Es
kann angenommen werden, dass es immer noch überwiegend ordentliche
Verhaltensweisen gibt. Ich stelle jedoch die Behauptung auf, dass
auch Akademiker ohne stärkere Kontrolle in einem für die
Gesellschaft schon fatalem Umfang dem „inneren Schweinehund“
erliegen.
Es
muss die Leistungseffizienz bei Akademikerberufen durch eine
verbesserte Leistungstransparenz und ein verstärktes Pochen auf die
Berufsethik gesteigert werden. Diese Forderung richtet sich an
Administrationen und Ausbildungsstätten
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