WOHLSTAND – Einkommensbreite - Leistungsförderung
Die
Spreizung zwischen Kapitaleinkommen und Arbeitseinkommen entwickelt
sich auch in den europäischen Wohlfahrtsländern immer
besorgniserregender. Auf lange Sicht ergibt sich daraus ein nicht zu
unterschätzendes Potential für soziale Spannungen. Sozialpolitische
Umverteilungen haben allerdings vor allem auch aus budgetären
Gründen schon längst die Belastungsgrenzen überschritten. Es gilt
also Fehlentwicklungen anderweitig zu korrigieren.
Eine
altbekannte Forderung ist der steigenden Bedeutung von Kapital in
unserer automatisierten, robotisierten und komputisierten Wirtschaft
durch eine allgemeine
Erfolgsbeteiligung für Arbeitnehmer zu
berücksichtigen. Die Umsetzung erfolgte leider nur beschränkt in
einigen Branchen. Ein Beispiel ist der Finanzbereich. Allerdings
erfolgte diese Entwicklung in fast allen Leitbetrieben der Wirtschaft
nur in Richtung monströser und unmoralischer Bonifikationen für
Spitzenmanager. Ein Leistungsbezug kann dabei nur mehr
philosophisch-esoterisch hergestellt werden. Es stellt sich die
Frage, warum genehmigen Politiker, die selbst nur über
Normaleinkommen verfügen, Managern in staatsnahen Betrieben
unverantwortlich hohe Bezüge und Bonis. Die Antwort drängt sich
auf, dass dadurch Macht über eine mittelbare politische
Wirtschaftssteuerung angestrebt wird und die Parteien sich für ihre
Finanzierung Zugangsquellen und Loyalitäten erschließen wollen. In
der Privatwirtschaft sind die großzügigen Entscheidungsbefugten
frühere Vorstände als Aufsichtsräte, welche selbst diese
Privilegien genossen und nunmehr die Aufgabe haben, die Aktionäre zu
überzeugen, dass es sich dabei um wirtschaftsübliche Standards
handle. Dabei wäre eine allgemeine Erfolgsbeteiligung und die
Beseitigung der Auswüchse ein Einstieg in unternehmerisches Denken
und eine stärkere Identifikation mit dem jeweiligen Betrieb. Als
willkommener Zusatzeffekt ergäben sich in den meisten Fällen auch
Produktivitätssteigerungen und damit ganz allgemein eine Stärkung
der Gesamtwirtschaft. Übrigens: Aufsichtsrat müsste meistens eine
Vollzeitaufgabe sein: Realität: einige wenige Vielfachbeschäftigte
beherrschen das Feld, weil sie Insider sind, was eigentlich
Misstrauen aufkommen lassen müsste. Bei unserem hohen
Ausbildungsniveau gibt es wohl ausreichend Spitzenqualifizierte. Wer
nicht zum inneren Kreis zählt und kritisiert, wird mit dem
Totschlagargument des Neides oder mit dem Hinweis auf noch
obszönare Entlohnungen in größeren Märkten abgefertigt.
Durch
Erfolgsbeteiligungen der Arbeitnehmer - durchaus mit einer Staffelung
- wäre es möglich, dass eine breitere Bevölkerungsschichte
imstande ist Kapital anzusparen. Dies ist volkswirtschaftlich auch
die Voraussetzung, dass durch eine größere Kapitalstreuung, sowohl
die Kapitalrisiken sich verringern als auch die
Umschlagsgeschwindigkeit von Kapital und damit die Wirtschaftsdynamik
steigt. Dies müsste auch zu einer generellen Wohlstandsteigerung
führen. Dabei sollte auch bei den Kapitalerträgen ein gestaffelter
Steuertarif gelten, damit Investitionen von Kleinsparern einen
Grundschutz erfahren. Es ist zu erwarten, dass die gegenwärtigen
Nachteile beim Sparen durch eine baldige Beendigung der sogenannten
quantitativen Lockerung des Geldumlaufes durch die Zentralbanken
wegfallen werden.
Schließlich
wäre unbedingt geboten alle Steuerfluchtwege in Steueroasen
abzuriegeln. Damit wäre gewährleistet, dass die Unternehmenserfolge
auch dort verteilt werden, wo sie erwirtschaftet werden.
Auslandsinvestitionsförderungen waren vielleicht in der Startphase
der Internationalisierung von beschränktem Wert, doch verzerren sie
das Konkurrenzbild. Weiters sollen Auslandsengagements nicht von
Förderungen, sondern von den Marktmöglichkeiten abhängen. Generell
gehen Gewinnverlagerungen meist zu Lasten der Transparenz und schaden
zusätzlich dem Fiskus.
Als
Grundprinzip sollte gelten, dass Arbeitsleistung - der
Wirtschaftskraft des Landes entsprechend sowie nach Maßgabe des
freien Arbeitsmarktes - und ein betrieblicher Erfolg in das
Arbeitsentgelt flexibel eingebaut werden. Die österreichischen
Sozialpartner haben mit ihren Wirtschafts- und weniger Politexperten
sich bei Kollektivvertragsverhandlungen durch Jahrzehnte bewährt und
müssten für ein solches Modell gewonnen werden. Auf diese Weise
könnte Leistung wieder attraktiver werden und - einem christlichen
Weltbild entsprechend – die jeweilige Tätigkeit sinnvolle
Erfüllung bedeuten.
Dr.rer.com. Heinz Wimpissinger als Wirtschaftskonsulent
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