EUROPA UND DIE 3 SÄULEN – Athen, Rom, Jerusalem
EUROPÄISCHER BRIEF DER EUROPA GESELLSCHAFT COUDENHOVE-KALERGI, Artikelverfasser Herbert Vytiska
Im Februar 2018 wird die EU-Kommission eine eigene Westbalkan-Strategie präsentieren. Ein Schritt weiter auf dem Weg, die EU zu vervollständigen. Denn daran, dass diese Region zu Europa gehören muss, besteht ja wohl kein Zweifel. In diesem Zusammenhang werden freilich die im EU-Warteraum befindlichen Westbalkan-Staaten expressis verbis darauf hingewiesen, dass es bei der EU-Mitgliedschaft nicht nur darum geht, am wirtschaftlichen Erfolg Europas zu partizipieren. Insbesondere man wird ihnen vorhalten, dass es auch darum geht, die europäischen Werte sowie die europäische Kultur anzuerkennen, zu bereichern und weiter zu pflegen.
Der erste Gedanke dabei: Offenbar beginnt man sich an der Spitze der EU doch auch verstärkt der Tatsache zu erinnern, dass Europa eigentlich auf drei Säulen ruht. Diese werden durch drei Städtenamen symbolisiert. Nämlich: Athen für Demokratie, Rom für Recht und Jerusalem für die drei monotheistischen Weltreligionen, insbesondere für das Christentum. Unverändert ein Faktum ist, dass das parlamentarisch demokratische System, das Rechtsverständnis sowie vor allem die christliche Religion (mit dem Prinzip der Toleranz) den europäischen Kontinent auszeichnen, anziehend und unverwechselbar machen.
Es ist schon viele Jahre her, da machte sich eine US-Diplomatin auf dem Weg zu einer Erkundungsreise auf den Balkan. Als sie zurückkam, berichtete sie erstaunt dem ehemaligen und heuer verstorbenen österreichischen Außenminister Alois Mock: „Da überschreitet man ja fast alle 200 Kilometer eine Grenze, spricht in jedem Land eine andere Sprache. Nicht nur das, es gibt sogar Länder mit fremden Schriftzeichen. Und schließlich trifft man da auf Katholiken, Orthodoxe, Muslime und Juden“.
Jawohl, genau das ist die Vielfalt Europas. Aber man muss dabei auch sehen und eingestehen, dass Europa nicht nur ein „christliches“ Abendland ist. Hier gibt es schon seit Jahrhunderten, nicht nur in Bosnien-Herzegowina auch eine ansässige muslimische Bevölkerung. Daher hat ja Österreich als einziges europäisches Land schon seit 1912, also seit der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie ein eigenes Islam-Gesetz, weil hier der Islam eine anerkannte Religionsgemeinschaft ist.
Genau genommen gibt es schon längst den europäischen Islam. Wenn man mit muslimischen Würdenträgern am Balkan spricht, so wird man sehr oft darauf stoßen, dass die Bevölkerung von Bosnien bis Albanien mit dem kämpferischen Islam wenig bis nichts am sprichwörtlichen Hut hat. Sich davon auch distanziert. Dass seit einiger Zeit Investoren aus der arabischen Welt sich hier etwas sesshaft machen wollen, der Rundfunksender Al Jazeera von Sarajewo aus eine Informations-Berieselung für den Balkan betreibt, stört allerdings dieses Bild. Und würde nicht nur mehr Aufmerksamkeit verdienen sondern auch nach einer gewissen Gegenbewegung verlangen.
Nachdem in einigen europäischen Staaten bedingt durch die Zuwanderung und die Flüchtlingsbewegung der Anteil der muslimischen Bevölkerung beträchtlich angestiegen ist, die Versuche des türkischen Ministerpräsidenten seine Landsleute auch im europäischen Ausland für den politischen Islam zu motivieren auf Kritik und Abwehr gestoßen sind, wird seit einiger Zeit immer wieder die Forderung nach einem so genannten „europäischen Islam“ erhoben.
Vor einiger Zeit hat Papst Franziskus bei einer Privataudienz aufhorchen lassen. Er ließ die Anwesenden wissen, dass er „nichts von falsch verstandener Toleranz“ halte und ihm „das Missionarische bei dieser Debatte“ fehle. Seine größte Sorge sei nämlich nicht die Ausbreitung des Islam selbst, sondern die „indifferente Haltung“ der Katholiken zu ihrem eigenen Glauben, auf der diese falsch verstandene Toleranz beruhe.
Tatsächlich gibt es nämlich DEN Islam nicht, sondern es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen „Traditionen“, soll heißen Richtungen. Was man sich von Europa erwartet, wäre eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Islam. Diese würde aber mehr Festigkeit im Auftreten und im Glauben verlangen. Nicht nur das, auch die Europäer selbst wären angehalten, das „europäische Gesellschaftsmodell“ glaubhaft vorzuleben und zu praktizieren.
Von daher ist es ein begrüßenswerter Ansatz, gerade die in die EU drängenden Völker am Westbalkan daran zu erinnern, dass man von ihnen erwartet, die europäische Werteorientierung, die Menschenrechte, das Rechts- und Demokratieverständnis nicht nur zu achten, sondern auch zu übernehmen. Und das bei voller Wahrung der Religionsfreiheit.
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