SCHWEDEN - nordische Zentralregion und Entwicklung zu einer modernen Modelldemokratie
Nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren ist das Gebiet von Schweden rund um das Jahr 1000 mit der Wikinger-Periode in das Licht der Geschichte eingetreten. Die Waräger genannten schwedischen Wikinger haben von schwedischem Boden aus Jahrhunderte Raub- und Erkundungszüge auf den europäischen Kontinent bis an das Schwarze und Kaspische Meer unternommen. Eine dieser Gruppen namens Rus haben in Kiew die Keimzelle für Russland gelegt.
Nordeuropa schloss sich im 14. Jahrhundert zur Kalmarer Union unter dänischer Führung zusammen. 1523 verließ Schweden die Kalmarer Union und wurde mit dem berühmten König Gustav Wasa die hegemoniale Macht im Norden. g Gustav Wasa. Aus dieser Dynastie hat sich Gustav II Adolf im 30jährigen Krieg zu einem der größten europäischen Herrscher auf Seiten der Protestanten durchgekämpft. Er herrscht über ein expandierendes Territorium inklusive weite Teile von Norddeutschland. Im Verlaufe vieler Kriege reduzierten sich die Hoheitsgebiete allmählich wieder auf die heutige Ausdehnung In der modernen Geschichte hat Schwede an keinem Krieg mehr teilgenommen.
Gesellschaftspolitisch setzten die Wasa-Könige auf eine Allianz mit den Bürgern, was den Einfluss des Adels schwächte. Die Kirche wurde durch den Wechsel vom Katholizismus zum Protestantismus entmachtet. Da die in Schweden freien Bauern die Majorität der Bevölkerung stellten, wurden sie im 15. Jahrhundert als 4. Stand neben Adel, Klerus und Bürgern in den Reichstag aufgenommen. Damit war der Reichstag schon in einer frühen Zeitepoche in Bezug auf die Bevölkerung breit aufgestellt. Vielleicht auf deshalb ist die Monarchie in Schweden bis heute fest verankert.
Im 20. Jahrhundert erstarke die Sozialdemokratie. Auf Grund der langen Winter und der auch klimabedingten Isolierung in den vielen Einödhöfen gab es ausreichend Zeit zu Hausbetätigungen. So entwickelte sich im „Folkshemmet“ das Gemeinschaftsgefühl und viele neue handwerkliche Technologien, die letztlich zur Entwicklung einer starken Industrie führte. Man war offen für die Einwanderung, so wie anderseits im Jahrhundert davor viele Schweden vor allem nach den USA auswanderten. Daraus entstand eine internationalisierte Gesellschaft und Wirtschaft. Die Politik wird weniger von Ideologie als von Sachzwängen beherrscht.
Schweden hat in der Flüchtlingskrise der vergangenen Jahre relativ die meisten Asylanten aufgenommen. Das Land hat die Finanzkrise 2008 mit einer geringen Verschuldung überstanden. Es hat eine überbordende und mit laufenden kleinen Währungsabwertungen finanzierte Sozialpolitik beschnitten, das Budget saniert und sogar das Pensionsproblem in Anpassung an die heutige Demographie bestmöglich gelöst. Die Bevölkerung ist im europäischen Vergleich stark durch Wertpapiere an der Wirtschaft beteiligt. Die schwedischen Regierungen haben dies stets gefördert und eine solche Politik nicht als neoliberal abgetan. Schweden verfolgt schließlich auch in der Corona-Krise einen sehr auf die Disziplin der Bevölkerung pochenden eigenen Weg.
h.wimpissdinger@aon.at
Juni 2020
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