EUROPÄISCHE ÖFFENTLICHKEIT

Generalsekretär der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Kalergi Das Informationsdefizit der europäischen Bevölkerung sollte abgesehen von den Bemühungen durch die Europa-Institutionen durch nationale, regionale und lokale Initiativen stärker ergänzt werden. Die sogenannte vertikale Europa-Berichterstattung ist gut und notwendig, wird aber von der breiten Bevölkerung oft unzureichend wahrgenommen oder verleitet sogar zur Meinung, die innere und elitäre Bürokratie arbeitet abseits der Bedürfnisse der Bürger. Sehr typisch dafür ist dabei entstehende Probleme auf „Brüssel“ zu schieben. Europäisches Informationsvolumen steht durch die ständig größere Vernetzung und Vertiefung der EU in großem Umfang zur Verfügung, Ganz wichtig wäre es zu den üblichen Informationsquellen der Bürger vorzustoßen und strukturell für laufende Europa-Informationen zu sorgen. Das Fernsehen zählt heute zum allgemeinen Hauptmedium. Durch eine tägliche Fernsehberichterstattung, sei es in den Nachrichten oder in einer täglichen Separatsendung könnte die Europäisierung breitflächig verbessert werden. Dazu könnten eigentlich alle staatsnahen Fernsehanstalten mit öffentlicher Finanzierung in allen EU-Ländern angehalten werden. Wichtig dabei wäre, diese Sendungen nicht auf Nebenkanäle und Randzeiten zu konzentrieren. Auch nationale Nachrichtenagenturen sollten verstärkt eingebunden werden. Die privaten Medien würden sich dadurch aus Konkurrenzgründen sicherlich in irgend einer Form anschließen. Die Gründung mehrsprachiger europäischer Agenturen wäre zu prüfen. Viele Qualitätszeitungen verfügen bereits über EU-Seiten. Es müsste jedoch versucht werden, dass auch die Massenblätter jeweils eine regelmäßige EU-Spalte einführen. Die Redaktions-Zusammenarbeit „EUROPA“ europäischer Printmedien ist eine beispielhafte Vernetzung. Von immenser Bedeutung ist heutzutage die Nutzung von Plattformen der sozialen Medien, durch welche ein Millionen-Publikum erreicht wird und wodurch ein sehr individualisierter Meinungs- und Informationsaustausch ermöglicht wird. Auch die nationalen Parlamente und Regionalvertretungen sollten vermehrt zur regelmäßigen Einbeziehung der EU-Themen und Beschlüsse finden. Wünschenswert wäre es auch, dass die national für die EU gewählten Vertreter je nach Thema für öffentliche Berichte im nationalen und regionalen Bereich stärker auch persönlich präsent sind. Dazu würde auch zählen, dass die in die EU entsandten Vertreter ihre Büros in der Heimat der Öffentlichkeit für Auskünfte und Vorschläge zur Verfügung stellen. In den Schulen der EU-Länder sollte im Lehrstoff auf den verschiedenen Schulstufen die europapolitische Bildung der Schüler berücksichtigt werden. Gerade der Jugend ist unsere anhaltende Friedensperiode als zentrale Errungenschaft der europäischen Einigung nicht mehr gleicherweise einsichtig wie den älteren Generationen. Eine solche horizontale Europäisierung könnte die Identifizierung mit Europa in der Bevölkerung und damit die Bildung einer europäischen Identität verbessern, Es könnte auch dazu führen, dass eine stärkere aktive Beteiligung von Bürgern in Europafragen erfolgt und sollte damit den nationalistischen und populistischen Tendenzen entgegenwirken.

Comments

Popular posts from this blog

ENERGIEAUTARKIE IN DER EU

ORF – neue Standortbestimmung

MACHT als zentrales Gesellschaftsphänomen