DIE EUROPAHYMNE ALS EUROPÄISCHES SYMBOL - seit Jänner 1972 also 50 Jahre

EUROPÄISCHER BRIEF DER EUROPA-GESELLSCHAFT COUDENHOVE-KALERG von Dipl.Ing. Karl Georg Doutlik, früherer Vertreter der Europäischen Kommission in Österreich Bei der Entwicklung des europäischen Projektes wurde frühzeitig die Notwendigkeit gemeinsamer Symbole erkannt. Als Erster schlug der Gründer der Paneuropa-Idee und auch Begründer der Europäischen Parlamentarischen Union nach dem zweiten Weltkrieg Richard Coudenhove-Kalergi Beethovens Ode an die Freude als Europahymne vor. Da die Textierung nach einem Gedicht von Friedrich von Schiller aus dem 18. Jahrhundert jedoch nicht mehr den Sensibilitäten der Zeit entsprach, einigte man sich 1972 im zwischenzeitlich entstandenen Europarat nur die Beethoven-Melodie zu verwenden, auf einen Text zu verzichten und auf die universelle Sprache der Musik zu bauen. Der Generalsekretär des Europarats, Lujo Tončić-Sorinj, bat seinen Landsmann, den weltberühmten Dirigenten Herbert von Karajan, um eine musikalische Bearbeitung von Beethovens Stück für die Orchestrierung. Spätere Versuche für eine Textierung der Hymne mit einer lateinischen Fassung des Österreichers Peter Roland 2004 und einer Esperanto-Version 2012 wurden schließlich nach intensiven Diskussionen offiziell nicht umgesetzt Seit den 1950er Jahren waren auch die Europäischen Gemeinschaften daran interessiert, bei bestimmten Gelegenheiten eine leicht identifizierbare gemeinsame Hymne verwenden zu können. 1986 wurde beschlossen, dass der Rat, das Parlament, die Kommission und der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften die blaue Flagge mit den 12 goldenen Sternen und die Melodie Ode an die Freude bei europäischen Veranstaltungen verwenden. Am 29. Mai 1986 wurde die Ode an die Freude vom Chor der Europäischen Gemeinschaften anlässlich des ersten offiziellen Aufziehens der Flagge erstmals und mit dem ursprünglichen Text als neue Europahymne aufgeführt. An der Zeremonie nahm eine Delegation von 12 Kindern – jedes vertrat einen Mitgliedstaat – der Europäischen Schulen in Brüssel teil. Sie fand in Brüssel auf der Esplanade vor dem Berlaymont, dem Sitz der Kommission, statt. Anfang der 2000er Jahre wurden die Symbole der EU in den Entwurf für einen Verfassungsvertrag aufgenommen, nach dessen Ablehnung aber im folgenden Vertrag von Lissabon wieder weggelassen. Schließlich unterzeichneten 16 Mitgliedstaaten, nämlich Belgien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Malta, Österreich, Portugal, Rumänien, Slowenien und die Slowakei eine gemeinsame Erklärung für den neuen Europa-Vertrag, dass europäische Symbole für sie Gemeinschaftsgefühl der Menschen in der Europäischen Union und ihre Verbundenheit mit ihr ausdrücken sollen. Schließlich verabschiedete das Europäische Parlament 2008 einen Beschluss zur Anerkennung der Symbole der Union, einschließlich der Hymne auf der Grundlage der „Ode an die Freude“. Das Parlament legte fest, dass „die Hymne bei der Eröffnung jeder konstituierenden Sitzung und bei anderen feierlichen Sitzungen zu ertönen, insbesondere zur Begrüßung der Staats- und Regierungschefs oder zur Begrüßung neuer Mitglieder nach Erweiterungen. In der Praxis wird daher nach wie vor nur die Instrumentalversion der Europahymne verwendet. Zu den europäischen Symbolen zählen heute neben der Hymne auch Fahne, Motto, Europatag und der Euro als EU-Währung. Diese tragen heute wesentlich zur europäischen Identitätsfestigung bei. Auch der Europarat hat sich verpflichtet, das gemeinsame Bewusstsein für Europa zu fördern.

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