EINE BOTSCHAFT DES PANEUROPÄISCHEN PICKNICK

von Rainhard Kloucek, Generalsekretär der Paneuropabewegung Österreich, für die EUROPA-GESELLSCHAFT COUDENHOVE-KALERGI Vor genau 34 Jahren, am 19. August 1989 - beim „Paneuropäischen Picknick“ an der österreichisch-ungarischen Grenze fliehen 661 Bürger der früheren DDR in die Freiheit. Die Neue Zürcher Zeitung meinte damals, es sei wohl ein Treppenwitz der Geschichte, dass Österreich und Ungarn die Preußen in die Freiheit führe. Das Picknick ist das erste große Loch im Eisernen Vorhang, der nach dem Zweiten Weltkrieg Europa geteilt hat: in den russisch-sowjetisch besetzten Osten und in den freien Westen. Ungarn war das erste Land im damaligen Ostblock, das – in Kenntnis der ökonomischen Lage – beschlossen hatte, den Eisernen Vorhang abzubauen. Seine Reparatur wäre zu teuer gewesen. Damit war der Weg in das Ende der Teilung Europas vorgezeichnet. Im November 1989 fiel die Berliner Mauer. Das geteilte Deutschland konnte wiedervereinigt werden. Schließlich folgte 1991 die Auflösung des Warschauer Paktes und der Sowjetunion. Die baltischen Staaten konnten ihre Unabhängigkeit, die sie als Folge des Hitler-Stalin Paktes verloren hatten, wieder erlangen. Die Staaten, die ihre Unabhängigkeit von Moskau erreichen konnten suchten den Weg in die NATO, um künftig sicher vor militärischen Angriffen des imperialistischen Russland zu sein, und sie suchten den Weg in die Europäische Union, weil sie Marktwirtschaft statt sozialistischer Planwirtschaft, sowie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit statt Despotie und Faustrecht anstrebten. Das Ende der Teilung Europas war aber nicht nur ein Sieg des freien Westens über die Despotie des Ostens, sondern auch ein vorläufiger Sieg über den Moskauer Imperialismus mit seinen großrussischen Ambitionen, egal unter welchem ideologischen Mantel sie propagiert wurden. Russland musste sein Kolonialtruppen aus Mitteleuropa zurückziehen. Dieses Ende der Kolonialherrschaft Russlands über die Hälfte Europas, der Abzug der russischen Soldateska wurde in allen Ländern Mitteleuropas, die nun ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, gefeiert. Ganz besonders auch in jenem Land, das als erstes den Eisernen Vorhang abgebaut hatte, und das sich heute noch stolz an den Aufstand von 1956 gegen die Sowjetunion erinnert. 34 Jahre später ist der russische Imperialismus, der Traum eines Moskauer Despotenregimes von einem neuen russischen Großreich, wieder Realität in Europa. Russische Truppen versuchen gerade jenes westliche Nachbarland zu vernichten, dem der Weg in die EU und in die NATO bisher nicht offen stand. Täglich sterben in der Ukraine Menschen, weil für den Despoten in Moskau das Ende der Sowjetunion die größte geopolitischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts war, und weil dieser Despot mit seinen Propagandisten im imperialistischen Wahn davon träumt Europa - oder zumindest den östlichen Teil -wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Auf blutige Art und Weise mussten die Menschen in Europa die Lektion lernen, dass die 1989 aufgeblühte Vorstellung, Krieg sei in Europa überwunden, nur eine Illusion war. Russland ist das letzte Kolonialreich Europas, das seine Kolonien im Osten nach wie vor unter Kontrolle hält, und versucht, einstige Kolonien im Westen wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Geeint haben sich die Regierungen der freien europäischen Länder auf die Seite der Ukraine gestellt, bereit, Kyiv darin zu unterstützen, die Bürger der Ukraine und das eigene Land von den Kolonialtruppen zu befreien. Nur ein EU- und Nato-Land in Europa hat offenbar überhaupt kein Problem damit, mit dem Ruf nach einem sofortigen Waffenstillstand zu akzeptieren, dass eines seiner Nachbarländer wieder (zumindest teilweise) von einer mörderischen Kolonialarmee besetzt bleibt. Es ist wohl ein besonders bösartiger Treppenwitz der Geschichte, dass der Ministerpräsident dieses Landes 1989 zu jenen gehörte, die das Ende der russischen Kolonialtruppen in Budapest ganz besonders gefeiert haben.

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