CHRISTLICHE VIELFALT UND EMOTION

Seit vielen Jahren betet die katholische Kirche für die Einheit der Christen, erfolglos, sie will alles nach eigenen meist traditionsbedingten theologischen Vorstellungen erklären. Dabei verliert die Kirche Jahr für Jahr Mitglieder und die Zukunftsperspektiven sind vor allem in Europa erschütternd. In ähnlicher Weise verliert die evangelische Kirche Mitglieder und Bedeutung. In unserem Klima der Säkularisierung ist es gleichsam eine Sensation diese Begeisterung für das Christentum zu erleben, wie sie kürzlich durch die Awakening-Bewegung in der Wiener Stadthalle gezeigt wurde. Worte und Gestik scheinen für Traditionskatholiken ungewöhnlich und befremdlich, aber sie sind offensichtlich auch von viel Emotion und Seele getragen. Immer mehr Suchende und mit der reformresistenten katholischen Kirchenpolitik unzufriedene Gläubige schließen sich einem offeneren Christentum an, wie auch die Zuwachsraten dieser oft als Sekten geringschätzig abgetanen christlichen Religionserneuerern beweisen. Die immer wieder beschworene Vielfalt in Europa sollte auch bei den Christen stärker akzeptiert werden. Als erfreuliche Geste in diese ökumenische Richtung wäre auch die Anwesenheit unseres Kardinals bei der Großveranstaltung in der Wiener Stadthalle zu werten. Für Politiker ist eine Präsenz als Bekenntnis und christliche Positionierung einzuschätzen. Eine schöne politisch Initiative in Richtung Toleranz und Ökumene war auch das im Juni stattgefundene parlamentarische Gebetsfrühstück in der Wiener Hofburg, zu dem eine Vielzahl von Glaubensgemeinschaften eingeladen waren.

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