DEMOKRATIEENTWICKLUNGSPROBLEME IM EUROPA DER ZWISCHENKRIEGSZEIT

Nach dem vielen Gedenkpublikationen über die gewaltsamen Auseinandersetzungen 1934 in Österreich sei versucht, die österreichsiche Situation in einem größeren Überblick und Umfeld einzuschätzen. Der Chaos durch den Zusammenbruch der großen europäischen Reiche und der Bildung neuer Staatengefüge war offensichtlich vielfach eine Überforderung für die Politik. Das demokratische Denken war zu unerprobt. Die Gesellschaftspartner drängten aggressiv zu Veränderungen und Gewalt war omnipräsent. Einerseits endete Veränderungsdrang immer wieder in inakzeptabler Gewalt, anderseits führte das Festhalten an semidemokratischen Strukturen zu staatlich gerechtfertigter Gegengewalt und ließ christliches Denken vielfach vermissen. Wichtig wäre auch bei Beurteilungen und Verurteilungen die seinerseitige Gesellschafts- und prekäre Sozialsituation zu bedenken. Die Aufarbeitung der Historiker über die politischen Geschehnisse führten deshalb verständlicherweise zu recht unterschiedlichen Darstellungen, wobei die ideologischen gegenwärtigen Eigenpositionen oftmals noch zu klar zu erkennen sind. Negativ wirkt, dass bis heute bestehende politische Gräben trotz neuer Demokratieerfahrungen weiter aufgewühlt werden.Wenige Länder konnten gewaltsame Gesellschaftsveränderungen vermeiden. So hat Schweden beispielsweise die Monarchieform bewahrt, weil sie schon im Mittelalter Bürger und Bauern als Stände demokratisch in den Reichstag aufgenommen hatten. Nachstehend der Versuch, typische problematische Entwicklungen in einigen europäischen Ländern schlagwortartig zu deuten. Bei der zusammenfassenden Begrifflichkeit sei betont, dass Elemente der Begriffsinhaklte in praktisch allen diesen Ländern vorhanden scheinen, Und doch scheint mir gerechter und wichtig, dass die dominate Situation durch unterschiedliche Benennungen zum Ausdruck kommen: DEUTSCHLAND: rassistischer Nationalsozaialismus Die Demokratieversuche der Weimarer Republik waren von Anfang an durch Belastungen aus dem ersten Weltkrieg behindert. Umsturzversuche, politische Morde und Weltwirtschaftskrise führten zu einem Verfassungsbruch und endeten im rassistischen Nazi-Deutschland. ITALIEN: diktatorischer Faschismus Führer des rechtsextremen, militant-nationalistischen und hegemonialen Faschismus war Mussolini. Das Großmachstreben führte zu Kriegen und Besetzungen von Nachbarstaaten. Letzlich waren die Gemeinsamkeiten mit dem Nazismus und dem Spanischen Franco-Regime für kriegerische Unterstuützungen entscheidend. SPANIEN: absolute Frankodikdatur Eine schlecht verwaltete 1. Republik führte in den 1930er Jahren in einen blutigen Bürgerkrieg, aus dem General Franco als Sieger und absoluter Diktator hervorging, der als einzige Person alle politischen Entscheidungen traf. PORTUGAL: zentralisierte Salazarherrschaft Salazar wird verschiedentlich als der beste Diktator der Geschichte bezeichnet. Er bewahrte das Land 1920 nach zahlreichen chaotischen Regierungen vor dem Staatsbankrott und sanierte die Wirtschaft. Er schaffte Ordnung ohne Todesstrafen und galt als sachorietierter Asket. Ein besonderer Verdienst: er öffnete das Land für jüdische Flüchlinge. ÖSTERREICH: autoritärer Ständestaat Es ist voll verständlich, dass auch Österreich die Annäherung an demokratische Strukturen erkämpfen mußte. Es gab in der österreichischen Zwischenkriegszeit den nur in Ansätzen gelungenen Versuch, vom zerstrittenen und gewaltbereiten Parteienstaat loszukommen und die Bevölkerung Ständen zuzuordnen. Die Besetzung Österreichs durch Hitler-Deutschland hat dem alles ein Ende gesetzt. Nach dem Krieg 1945 haben die österreichischen Gesellschaftspartner bestens zusammengefunden. Auch heute wird das bestehende Demokartieniveau immer wieder kritisiert. Moderne Untersuchungen sind vor kurzem in einer genau definierten Demokratiefassung zum Ergebnis gekommen, dass von den 27 europäischen Mitgliedsstaaten der Europischen Union lediglich 10 Länder den heutigen Demokratieerfordernissen voll entsprechen. Unter diesen 10 Ländern befindet sich auch Österreich.

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